Das Gründungsjahr des Altenrheiner Schützenvereins Auszug aus der Festschrift zum 350-jährigen Jubiläum (Werner Schulte)

Vom 17. bis 23. Juni 2000 feierte der Schützenverein Altenrheine sein 350-jähriges Bestehen. Damit gehört unser Verein zu den ältesten Schützenvereinen der näheren und weiteren Umgebung und kann deshalb fürwahr ein stolzes Jubiläum begehen. Dafür, dass der Verein tatsächlich so alt ist, gibt es ein sicheres Beweismittel, nämlich die alte Königskette, die beim Schützenfest, bei Jubiläen anderer Schützenvereine und bei offiziellen Anlässen immer die Brust des Junggesellenkönigs ziert. Das älteste Schild an der Kette trägt die Inschrift: Herman Gude - dreimal Aldenren Konnick - Anno 1657. Nach einer alten, mündlichen Überlieferung hat Herman Gude innerhalb von sieben Jahren dreimal die Königswürde errungen, somit zum ersten Mal im Jahre 1650. Das Jahr 1650 muss also als Gründungsjahr angesehen werden, wenn auch schriftliche Aufzeichnungen oder Urkunden fehlen. Wahrscheinlich ist der Verein sogar noch älter. Ein Blick zurück auf die Geschichte des Schützenwesens lässt dies leicht als möglich erscheinen. Die Schützenvereine oder Schützengesellschaften entstanden ehemals zum Zwecke des gegenseitigen Beistandes in besonderen Notzeiten, bei Überfällen und Kämpfen. Eine solche schreckliche Notzeit war sicherlich der Dreißigjährige Krieg, der von 1618 - 1648 Deutschland verwüstete. Höchstwahrscheinlich haben sich die Bewohner von Altenrheine – ebenso wie die Bewohner anderer Ortschaften der Umgebung - in dieser Zeit voll Not und Elend zu einer Schutz- und Wehrgemeinschaft zusammengeschlossen, um sich gegen die raubend, plündernd und mordend durch die Lande ziehenden Soldaten, Räuber und Banditen zur Wehr zu setzen. Ob sie auch noch Zeit und Muße gefunden haben, Feste oder sogar ein Schützenfest zu feiern, ist schwer zu sagen. Es ist aber sicher nicht vermessen anzunehmen, dass die Altenrheiner, nachdem 1648 der zu Münster und Osnabrück geschlossene „Westfälische Frieden“ dem Rauben, Plündern und Morden ein Ende gesetzt hatte, und die Wunden des Krieges verheilt waren, im Jahre 1650, in dem Jahr also, das als Gründungsjahr gilt, ein großes Fest mit Ausschießen eines Königs - ein Schützenfest - gefeiert haben, voll Hoffnung und Vertrauen auf eine bessere, glücklichere Zukunft. Wir, die das jetzige Jubiläum mitgestalten, mitfeiern und miterleben dürfen, haben keine solch schweren Zeiten hinter uns liegen wie unsere Vorfahren im Gründungsjahr 1650.Ganz im Gegenteil, die letzten 25 Jahre waren eine Zeit ohne materielle Not und eine Zeit des Friedens, zumindest in Westeuropa. Aber ähnlich wie unsere Vorfahren vor 350 Jahren wollen auch wir in diesem Jubeljahr 2000 der Hoffnung Ausdruck geben, dass uns in der Welt von morgen weiterhin Wohlergehen, Freude, Glück und Zufriedenheit begleiten mögen, und dass wir weiterhin tolle Schützenfeste feiern können.